Hier folgen nun einige persönliche Worte, die normalerweise in einer Homepage kein Platz finden.
Was ist mein Selbstverständnis von meinem Beruf als Arzt, warum tue ich mir diesen Stress an, was möchte ich erreichen?
Warum setze ich meine Mitarbeiter einem solchen Stress aus? Warum quäle ich mich mit den Fesseln der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung? Warum richte ich mich nach den Vorschriften und Empfehlungen der Ärztekammern, der kassenärztlichen Vereinigung, den Leitlinien und den Berufsverbänden?
Die Antwort ist ganz einfach: Weil ich es will!
Ich bin ein bekennender Schulmediziner. Das heißt, ich glaube nur die Sachen, die man beweisen kann. Ich finde Studien gut, nicht nur weil ich sie selber durchführen. Sondern weil ich der festen Meinung bin, dass man ohne Studien mit sinnvollem Design keinen echten Erkenntnisgewinn erreichen kann. Das heißt, eine Studie muss doppelblind, randomisiert, cross-over, multizentrisch, multi-ethnisch und reproduzierbar sein. Dann und nur dann können Ergebnisse weiter verwandt werden. Dies hat zur Folge, dass weiche und alternative Therapieverfahren, für die es keine valide Studien oder gar Metaanalysen von Studien gibt, in der Diagnostik und Behandlung für mich keine essenzielle Rolle spielen. Ich möchte, dass meine diagnostischen Ergebnisse und meine therapeutischen Ansätze auch am anderen Ende dieser Welt 1:1 nachgemacht werden können. Dies führt natürlich zu einer kritischen Einstellung gegenüber vielen Alternativen Verfahren. Es gibt leider nicht nur in der Politik, sondern auch in der Medizin viele Ideen, die nur der Erfinder der Methode wirklich gut darstellen kann. Wenn dann der gemeine Mensch nur ehrfürchtig davor steht und nicht verstehen kann, warum das so sein soll, dann muss in vielen Fällen gesagt werden, dass es vermutlich diese Interpretation auch gar nicht gibt. Ich persönlich nenne dann dies ein Sternbildphänomen. Man sieht die Sternbilder und interpretiert gewisse Figuren seit der Antike dort hinein, aber in Wirklichkeit gibt es das gar nicht. Seien Sie mir also nicht böse, wenn ich manchmal etwas zu hart und apodiktisch die alternativen Medizin belächelte. Es gibt sie halt schlicht nicht.
Das Problem der Schulmedizin ist andererseits jedoch die fehlende Unfehlbarkeit. Niemand ist sicher, dass man nicht auf einem Holzweg arbeitet. Die Behandlung des Magengeschwürs durch Entfernung des Magens und der psychosomatischen Aufarbeitung schlechter Kindheiten von früher musste der Erkenntnis der Besiedelung des Magens mit einem säureresistenten Helicobacter- Bakterium weichen, welches einfach antibiotisch behandelt werden konnte. Solche und ähnliche Entwicklung betonen sich immer mehr auf. Aber die Medizin ist wie die Wirklichkeit nicht nur schwarz oder nur weiß, sondern seit Loriot steingrau, mausgrau und blaugrau.
Ich bitte also meine Patienten um Nachsicht mit mir und meiner Ungeduld, wenn ich Details hinterfrage, weil ich sie unumgänglich erforderlich für die Analyse der Krankheitsbilder und die Planung der weiteren Therapie erachte. Ich versuche, so viel Information wie möglich zu erfassen, sei es, wenn ich meine Patienten befrage oder alte Unterlagen heranziehe oder zusätzliche Untersuchungen und Labor- Analysen erbitte.
Nach mehr als 40 Jahren in der Medizin glaube ich, sagen zu können, dass ich nicht vorschnell mit dem Urteil bin. Aber ich bin oft nicht mit dem einverstanden, was in der Politik, den Krankenkassen, den KVen und den Ärztekammern passiert. Dies führt dazu, dass viele Untersuchungen und Behandlungen, die ich mein Patienten empfehle, sogenannte individuelle Gesundheitsleistungen (IgeL), nicht von den Krankenkassen bezahlt werden, sie aber trotzdem für den Patienten enorm wichtig und hilfreich sein. Ich erlaube mir an dieser Stelle mehr als nachdrücklich darauf hinzuweisen, dass ich als Arzt es mehr als bedrückend und als Zumutung empfinde, wenn ich mit meinen Patienten wie auf einem Basar über Behandlungen feilschen muss. Ich kann sehr gut verstehen, wenn ein Patient meint, er würde viel Geld für seine gesetzliche oder private Krankenversicherung bezahlen und könne es daher nicht verstehen, dass noch Extraleistungen auf ihn persönlich zu kommen. Aber da in vielen Fällen der Politik der Sachverstand und die Entscheidungsgewalt möglichst weit auseinander gezogen werden, werden Bestimmungen geschaffen, die niemand versteht. Die Abschaffung der Cortisonspritze in die Wirbelsäule zur Behandlung des akuten Bandscheibenvorfalls (PRT) möge nur ein Beispiel sein. Es ist nach wie vor die stärkste Waffe an dieser Stelle.
In diesem Sinne, lassen Sie uns Ihr orthopädisches Problem mit viel Ruhe und Geduld gemeinsam lösen!
Dr. med. Georg P. Dahmen