Knieschmerzen gehören zu den häufigsten Gründen, aus den ein Patient seinen Orthopäden aufsucht. Die Unterscheidung nach den Ursachen mit oder ohne Unfall, angeboren oder erst im Laufe des Lebens entstanden, durch Rheuma oder einfach (nur?) Arthrose ist nicht so einfach, wie es scheint.
Die Anatomie des Knie ist leider sehr komplex. Der Oberschenkelknochen (Femur) teilt sich kniegelenksnah in 2 Rollen auf, die Oberschenkelknorren (Kondylen). Diese haben in der seitlichen Ansicht die Form eines Schneckengehäuses. Mathematisch genau lässt sich dies als Kreisevolvente beschreiben. Sehr spannend ist, dass die Radien des inneren und des äußeren Oberschenkelknorrens an jeder Stelle unterschiedlich sind. Also wie ein Schneckengehäuse in jeder Richtung. Im oberen und vorderen Bereich ist die Laufbahn für die Kniescheibe, diese wird Trochlea genannt. Die Kniescheibe sieht von vorn fast kreisrund aus, von oben gesehen ist die V-förmige Ausbildung gut erkennbar. Diese passt gut in die Aussparung am Oberschenkelknochen während der gesamten Bewegung. Die Kniescheibe ist mit dem Kniescheibenband an einer kleinen Vorwölbung des Scheinbeinkopfes festgemacht. Das Schienbein (Tibia) ist zum Knie hin verbeitert und wird in diesem Bereich Schienbeinkopf genannt. In der Mitte ist eine kleine Erhebung, von der das vordere Kreuzband ausgeht.
Vier wichtige Bänder stabilisieren das Knie und verbinden den Ober- und den Unterschenkel miteinander: das innere (mediale) und das äußere (lateral) Seitenband sowie das vordere und das hintere Kreuzband.
Der innere und der äußere Meniskus sind innen mit dem Schienbeinkopf verbunden und dienen zur Vergrößerung der Auflagefläche des Oberschenkelknorrens auf dem Schienbeinkopf. Die innere Meniskus ist zudem noch mit dem inneren Seitenband verbunden. Dies erklärt auch den häufigeren Verschleiß durch die geringere freie Beweglichkeit.
Die Untersuchungen des Knie beginnt immer mit der klinischen Untersuchung durch den Arzt. Es wird die Farbe der Haut bestimmt, ob eine Rötung vorliegt oder eine übermäßige Blässe, ob Narbe oder frische Wunden oder Verletzungen vorliegen, ob Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis). Der Patient muß angeben, wo die Schmerzen am Knie in Ruhe und bei Bewegungen oder Belastungen sind. Der Patient wird nach Störungen der oberflächlichen Empfindung und Empfindlichkeit gefragt. Bei der Gelegenheit sollte natürlich das ganze Bein ohne schuhe oder Strümpfe betrachtet werden, damit typische Durchblutungsstörungen oder andere Erkrankungen der Füße festgestellt werden können.
Das Abtasten des Knie soll möglich Überwärmungen zeigen, Schwellungen der Gelenkkapsel oder der Kniekehle (zum Beispiel eine Baker-Zyste), vermehrte Gelenkflüssigkeit im Kniegelenk. Dann folgt die wichtige Frage des Druckschmerzes: auf der Kniescheibe, unter der Kniescheibe, am Ansatz des Kniescheibenbandes, an des Basis des Innenmeniskus am Schienbeinkopf, am Seitenband am Oberschenkel und am Schienbeinkopf, an der Basis des Außenmeniskus am Schienbeinkopf, am äußeren Seitenband am Oberschenkel und am Wadenbeinköpfchen, um die wichtigsten zu nennen.
Dann folgen die Funktionsuntersuchung, wobei die Frage der Beweglichkeit in Beugung und in Streckung die wichtigste ist. Es folgt die Frage der Stabilität des inneren und des äußeren Seitenbandes und des vorderen und hinteren Kreuzbandes.
Dann erst kommen die technischen Untersuchungen wie Röntgen, Sonographie und Kernspintomographie (MR oder MRT) zum Einsatz.
Die wichtigsten Erkrankungen der Reihe nach:
Störung der Wachstumsfuge des Ansatz des Kniescheibenbandes am Schienbeinkopf (Morbus Osgood-Schlatter)
Knieachsenfehler (X- Bein oder O- Bein)
Meniskuserkrankung oder -verletzung
Kreuzbandverletzung
Kniegelenksarthrose (Gonarthrose)
Schmerzen nach Knieendoprothese
Schmerzen nach vorausgegangenen Operationen
Seltene Erkrankungen:
Weichteiltumore im Knie
primäre Tumore am Knie
Metastasen anderer Tumore